Was sie enthalten und wie sie wirken
Tierbesitzer zeigen ein zunehmendes Interesse an traditionellen Therapieverfahren wie der Phytotherapie. Bei ihnen ist die Nähe zur Natur häufig besonders ausgeprägt und die Akzeptanz von Arzneimitteln natürlichen Ursprungs besonders groß. Denn der Einsatz von Heilkräutern beschränkt sich nicht auf den Menschen.
Auch bei Heimtieren wie Hund, Katze, Pferd, Kaninchen, Nager und Vogel sowie Nutztieren, etwa Schwein, Rind, Schaf und Huhn, können Pflanzen als Arznei- und Ergänzungsfuttermittel einen wertvollen Beitrag zur Prävention von Krankheiten und als Heilmittel im Krankheitsfall leisten. Besonders bei Heimtieren zeigt sich: Sie werden immer älter und haben zunehmend Probleme mit Übergewicht, Hauterkrankungen, Magen-Darm-Störungen, Gelenkbeschwerden und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Oftmals liegen diesen Störungen Nahrungsmittelunverträglichkeiten und Allergien zugrunde. Die unnatürliche Lebensweise im häuslichen Umfeld fordert ihren Preis.
Weltweit werden heute mehr als 20.000 verschiedene Pflanzenarten in phytotherapeutischen Mitteln verwendet. Zum Einsatz kann vieles kommen, was die Natur zu bieten hat, um Tieren die sanfte Medizin zugutekommen zu lassen. Dazu zählen Pflanzenbestandteile wie Wurzeln, Rinden, Samen, Blüten, Blätter und Früchte, die jeweils Wirkstoffe in unterschiedlicher Menge und Qualität in Abhängigkeit von ihrem Zerkleinerungsgrad (Schnittgrößen: ganz, Grobschnitt, Feinschnitt, gequetscht, Pulver) enthalten können.
Inhaltsstoffe wie Bitterstoffe, Gerbstoffe, ätherische Öle und Flavonoide sorgen für die Wirkungsweise. Heilpflanzen lassen sich in ihrer Wirksamkeit meist einzelnen Organsystemen zuordnen. Die folgenden Beschreibungen gehen anhand verschiedener Krankheitsbilder und Körperfunktionen beispielhaft auf Heilpflanzen ein, die in der Phytotherapie häufig bei Tieren unterstützend Anwendung finden.
Immunsystem und Stoffwechsel
Das Immunsystem übernimmt eine Schutzfunktion im Körper. Einerseits ist es dafür zuständig, äußere, den Organismus bedrohende Einflüsse abzuwehren. Andererseits wacht es über die Funktion der Körperzellen. Unter Stoffwechsel versteht man die Gesamtheit aller biochemischen Prozesse im Körper. Stoffe werden vor allem über die Atmung und Nahrung aufgenommen und so umgewandelt, dass der Organismus aufrechterhalten wird. Es gibt zahlreiche Heilpflanzen, die in der Lage sind, das Immunsystem zu stärken und den Stoffwechsel anzuregen.
Bockshornkleesamen (Trigonella foenum-graecum)
• wirksam gegen Bakterien, Viren und Pilze
• Anregung der Verdauung und des Harnflusses
• entzündungshemmende Wirkung
• milchanregendes Mittel
• wichtige Inhaltsstoffe: Schleimstoffe, Proteine, Flavonoide
Wacholderbeeren (Juniperus communis)
• positive Wirkung auf die Nieren
• erprobtes Mittel gegen Störungen im Verdauungstrakt
• Steigerung des Appetits, Förderung der Verdauung, Austreiben von Blähungen
• hilfreich bei Bronchitis
• Förderung der Milchbildung
• wichtige Inhaltsstoffe: ätherisches Öl, Gerbstoffe
Knoblauchzwiebel (Allium sativum)
• appetitanregend und verdauungsfördernd
• wirksam gegen Bakterien, Viren und Parasiten
• Lösung zäher Sekrete in den Bronchien
• Verbesserung der Fließeigenschaften des Blutes
• Unterstützung und Entgiftung der Darmflora
• wichtige Inhaltsstoffe: Lauchöle, Flavonoide, Enzyme, Vitamin B1, B2, B6, E, C
Ackerschachtelhalmkraut (Equisetum arvense)
• bindegewebsfestigend, harntreibend und stoffwechselanregend aufgrund des hohen Kieselsäuregehalts
• Unterstützung bei Harnwegsinfektionen und Steinleiden
• Stärkung der Lunge
• Einsatz bei Rheuma und chronischen Hautleiden
• hilfreich bei Schwäche des Blasenschließmuskels und Inkontinenz
• wichtige Inhaltsstoffe: Kieselsäure, Flavonoide
Brennnesselblätter und -kraut (Urtica dioica, Urtica urens)
• mineralien- und spurenelementhaltig
• enthält entzündungshemmende und harntreibende Stoffe
• Anregung von Stoffwechsel und Ausscheidung, somit besseres Ausscheiden von Stoffwechselendprodukten wie Grieß oder Steinen in Nieren und Blase
• Anwendung bei Ablagerungskrankheiten (z. B. Steinleiden), Hautunreinheiten und rheumatischen Beschwerden
• wichtige Inhaltsstoffe: Flavonoide, Kieselsäure, Kalzium- und Kaliumsalze
Mariendistel (Silybum marianum)
• leberschützend und -regenerierend, galletreibend, antioxidativ, geschwürverhindernd, entzündungshemmend, gegen Arthritis
• unterstützende Verwendung bei toxischen Leberschäden und zur unterstützenden Behandlung bei chronisch entzündlichen Lebererkrankungen, außerdem bei Leberzirrhose empfohlen
• gebräuchlich bei Vergiftungen, Verdauungsbeschwerden und Gallenblasenbeschwerden
• äußerliche Anwendung gegen Geschwüre
• wichtige Inhaltsstoffe: Flavonole (Silymarinkomplex), fettes Öl
Hagebutte (Rosa canina)
• antioxidativ
• gegen Erkältungskrankheiten und grippale Infekte
• Anwendung bei Darmerkrankungen, Durchfall und Verdauungsstörungen
• Nutzung bei Vitamin-C-Mangel und Infektionskrankheiten sowie als Stärkungsmittel (Tonikum)
• bei Erkrankungen der ableitenden Harnwege, bei Harngrieß- und Steinbildung und zur Galleförderung und zum Harntreiben einsetzbar
• Verwendung bei Ödemen, Gicht und Rheuma
• wichtige Inhaltsstoffe: Vitamine, Mineralstoffe, Flavonoide, Gerbstoffe
Purpursonnenhutkraut (Echinacea purpurea)
• beeinflusst das Immunsystem, tötet Bakterien, Viren und Pilze und fördert die Wundheilung bei äußerlicher Anwendung
• innerliche Anwendung zur Steigerung der körpereigenen Abwehr bei wiederkehrenden Infektionen der Atemwege und der Harnwege
• wichtige Inhaltsstoffe: Schleimstoffe, Flavonoide
Magen und Darm
Die Fütterung ist der zentrale Faktor für die Gesundheit von Magen und Darm und damit für die allgemeine Gesundheit und das Wohlbefinden des Tieres. Magen und Darm gehören zum Verdauungstrakt. Treten hier Störungen auf, hängen diese häufig mit der Futterqualität zusammen. Ebenfalls maßgeblich für die Verdauung sind Leber und Bauchspeicheldrüse.
Ingwer (Zingiber officinale)
• brechreizstillend, entzündungshemmend, antibakteriell, verdauungsfördernd, durchblutungsfördernd
• Anregung von Appetit, der Produktion aller Verdauungssäfte sowie der Bewegung von Magen und Darm
• Austreibung von Blähungen
• zur Vorbeugung gegen Reiseübelkeit und zur Verhütung von Erbrechen
• Anwendung gegen Husten und Halsentzündungen
• bei rheumatischen Beschwerden
• wichtige Inhaltstoffe: Scharfstoffe, Bitterstoffe, ätherisches Öl, Stärke
Malvenblüten und -blätter (Malva neglecta, Malva sylvestris)
• Reizlinderung und Einhüllung der Schleimhäute aufgrund hohen Schleimgehalts
• einsetzbar bei Entzündungen der Magen- und Darmschleimhaut und leichten Durchfällen
• wichtige Inhaltsstoffe: Schleimstoffe, Flavonoide, Gerbstoffe
Kamillenblüten (Matricaria chamomilla)
• entzündungshemmend, keimtötend, schleimlösend, blähungsmindernd und verdauungsfördernd
• Verwendung bei Darmkrämpfen, Koliken, Blähungen, Erbrechen sowie Magen-Darm-Entzündungen und -Geschwüren
• wichtige Inhaltsstoffe: ätherisches Öl, Schleimstoffe, Flavonoide, Cumarine
Pfefferminzblätter (Mentha x piperita)
• appetitanregend, verdauungsfördernd, galletreibend, krampflösend, entzündungshemmend, schmerzstillend
• gegen Viren, Bakterien und Pilze und allgemein kräftigend
• einsetzbar bei Verdauungsstörungen, Übelkeit, Erbrechen, Blähungen, Krämpfen von Gallenwegen sowie Entzündungen der Darm- und Magenschleimhaut
• wichtige Inhaltsstoffe: ätherisches Öl, Gerbstoffe, Flavonoide
Salbeiblätter (Salvia officinalis, Salvia triloba)
• appetitanregend, normalisiert die Verdauung, löst Krämpfe im Margen-Darm-Trakt
• wirkt gegen Viren, Bakterien und Pilze, hemmt Entzündungen, lindert Schmerzen
• aus Frischpflanzen besondere Hemmung der Schweiß- und Milchbildung
• wichtige Inhaltsstoffe: ätherisches Öl, Flavonoide, Gerbstoffe, Bitterstoffe
Karotte (Daucus carota ssp. sativus)
• keimtötend, krampflösend, antioxidativ
• positiver Einfluss auf das Sehvermögen
• vitaminhaltig
• Verwendung bei Verdauungsstörungen, Durchfall und Ernährungsstörungen
• auch zur Anwendung bei Erkältungskrankheiten und Atemwegserkrankungen
• Förderung des Wachstums
• Anwendung bei Harntreiben und Ödemen
• wichtige Inhaltsstoffe: Beta-Carotin, Zucker, Flavonoide, Pektine
Bronchialsystem
Der Atemtrakt leitet die Atemluft und sorgt dafür, dass Sauerstoff ins Blut gelangt und Kohlendioxid ausgestoßen wird. Meist sind es mehrere Faktoren gleichzeitig, die zu Erkrankungen der Lunge und der Atemwege führen. Vorwiegend handelt es sich bei diesen Erkrankungen um Entzündungen – sehr oft ausgelöst durch Reizung der Schleimhäute oder durch Erkältung.
Spitzwegerichkraut (Plantago lanceolata)
• wirkt reizlindernd, hemmt Entzündungen, Husten und andere Atemwegserkrankungen
• Festigung des (Lungen-)Gewebes
• wirksam gegen Bakterien
• wichtige Inhaltsstoffe: Schleimstoffe, Aucubin (antibiotisch), Flavonoide, Gerbstoffe, Kieselsäure
Anisfrüchte (Pimpinella anisum)
• Förderung der Verdauung und der Durchblutung
• Anregung der Produktion aller Verdauungssäfte
• Austreibung von Blähungen und Regulierung der Darmtätigkeit durch Krampflösung
• schleimlösend und Lösen von Verkrampfungen der Bronchien
• Anregung der Milchbildung
• Vertreibung von Ungeziefer
• wirksam gegen Bakterien, Pilze und Viren
• wichtige Inhaltsstoffe: ätherisches Öl, Flavonoide, fettes Öl
Salbeiblätter (Salvia officinalis, Salvia triloba)
siehe oben
Hagebutte (Rosa canina)
siehe oben
Nervensystem
Genauso wie der Mensch können auch Tiere in stressige und beängstigende Situationen geraten, die zu Verhaltensauffälligkeiten führen und das Leben des Tieres beeinträchtigen. Einflüsse wie Lärm, Gewitter oder Verkehrsgeräusche stellen nicht selten Störfaktoren in der Alltagsroutine dar. Auch das fortschreitende Lebensalter des Tieres kann Auswirkungen auf das zentrale Nervensystem haben und zu Unruhe führen.
(Echter) Baldrian (Valeriana officinalis)
• schlaffördernd, angstlösend, krampflösend, muskelentspannend
• zur unterstützenden Verwendung bei Unruhezuständen, Nervosität und Erregbarkeit
• innerlich hilfreich bei Stress, Hysterie, Unruhe- und Angstzuständen, Krämpfen und Muskelverkrampfungen sowie bei nervös bedingten Magen-Darm-Störungen, leichten Koliken (z. B. durch Transportstress)
• Förderung der Fresslust
• wichtige Inhaltsstoffe: ätherisches Öl, Sesquiterpene, Glykoside
Bewegungsapparat
Knochen, Muskeln, Gelenke und Sehnen sind Teil des Bewegungsapparats. Sie dienen neben der Fortbewegung auch dem Schutz der inneren Organe und geben dem Körper Halt und Form. Die Ausprägung von Skelett und Muskulatur und damit die Belastbarkeit des Körpers sind von der Tierart abhängig. Bewegungen sind für das Tier ein wichtiges Ausdrucksmittel, um seine Befindlichkeit zu zeigen.
Ingwer (Zingiber officinale)
siehe oben
Teufelskralle (Harpagophytum procumbens)
• entzündungshemmend, schwach schmerzstillend und antirheumatisch
• hilfreich gegen Gelenkarthrose und Rückenschmerzen
• appetit- und galleanregend
• unterstützend bei Appetitlosigkeit und Verdauungsbeschwerden
• innerliche Anwendung bei Magen-Darm-Beschwerden, Schmerzen, Rheuma, Arthritis
• wichtige Inhaltsstoffe: Iridoidglykoside, Flavonoide, Triterpene
Meerrettich (Armoracia rusticana)
• keimtötend, krampflösend, durchblutungsfördernd
• innerliche Anwendung bei Atemwegsinfekten, Infekten des Harntraktes, Verdauungsförderung und grippalen Infekten
• äußerlich empfohlen als durchblutungsförderndes Mittel bei leichten Muskelschmerzen sowie bei Gicht und Rheuma
• wichtige Inhaltsstoffe: Senfölglykoside, ätherisches Öl, Cumarine, Phenolcarbonsäuren, Vitamin C
Die Dosierungen, gegebenenfalls die generelle Verträglichkeit der Heilkräuter müssen dem Bedarf jeder Tierart und jedes einzelnen Tieres angepasst werden. Hierbei spielen Lebensalter, Geschlecht, körperliche Verfassung, Körpergewicht und Krankheitsbild eine Rolle.
Es empfiehlt sich, den Tieren nur Pflanzen aus kontrolliertem Anbau oder zertifizierter Wildsammlung zu verabreichen. Bei beiden Erzeugungsarten ist der Erntezeitpunkt entscheidend, da dieser den Wirkstoffgehalt maßgeblich beeinflusst. Durch einwandfreie Ernte, Trocknung und Lagerung werden die Wirkstoffe bei der Weiterverarbeitung so gut wie möglich erhalten.
Kräuter Mix als spezialisierter Verarbeitungsbetrieb gewährleistet außerdem eine gleichbleibend hohe Qualität der Heilkräuter durch zertifizierte Laboranalysen, indem die Pflanzen auf Identität, Gehalt und Reinheit nach Europäischem Arzneibuch geprüft werden. Denn neben der Wirkung der Heilpflanze spielt auch die Produktsicherheit in der Phytotherapie und in der Ernährung von Heim- und Nutztieren eine entscheidende Rolle.
Haftungsausschluss: Alle Informationen in diesem Text wurden nach bestem Wissen recherchiert und mit größtmöglicher Sorgfalt geprüft. Für eventuelle Nachteile oder Schäden, die sich aus der Anwendung der beschriebenen Heilkräuter bei Tieren ergeben, kann jedoch keine Haftung übernommen werden.
Literaturverzeichnis:
• Heilende Kräuter für Tiere, Pflanzliche Hausmittel für Heim- und Nutztiere, Cäcilia Brendieck-Worm, Franziska Klarer, Elisabeth Stöger, 2. Auflage, 2018.
• Kräuter für Nutz- und Heimtiere, Ratgeber für die Anwendung ausgewählter Heil- und Gewürzpflanzen, Arbeitsgruppe Kräuter und Gewürze für Nutz- und Heimtiere (www.phytovet.at), 2. Auflage, 2012.
• Phytotherapie in der Tiermedizin, Cäcilia Brendieck-Worm, Matthias F. Melzig, 1. Auflage, 2018.